Didyma

Didyma
Didyma,
 
antikes Heiligtum in Kleinasien, 20 km südlich von Milet, mit der von den Branchiden (Nachkommen des Sehers Branchos) verwalteten Orakelstätte des Apollon Philesios, dem Didymaion. Bereits um 700 v. Chr. bestand eine Kultanlage als einfaches Hofheiligtum mit den Kultmalen Lorbeer und Quelle, über der der Naiskos (kleiner Tempel) für das Kultbild errichtet war. Ein im 6. Jahrhundert begonnener Tempel, der neben dem Heraion von Samos und dem Artemision von Ephesos als dritter Kolossaltempel Ioniens geplant war, wurde noch unvollendet 494 v. Chr. von den Persern zerstört. Ein noch gewaltigerer Bau wurde nach 334/333 v. Chr. unter den Architekten Daphnis von Milet und Paionios von Ephesos begonnen, aber nie vollendet. Der Tempel, ein Dipteros mit insgesamt 120 Säulen, steht auf einem siebenstufigen Podium; durch eine Vorhalle gelangt man in das Adyton, ausgebildet als tiefer liegender offener Hof, in dem die Kultmale standen. Didyma war mit Milet durch eine heilige Straße verbunden; die Sitzstatuen der Branchiden aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurden im 3. Jahrhundert v. Chr. aus dem Tempel an die Straße zum Hafen von Panormos versetzt (einige heute in London, Britisches Museum). Der Apollontempel, umgebaut zur Festung und Kirche, stürzte 1453 infolge eines Erdbebens ein; französische (1895/96) und deutsche Ausgrabungen (1906-13) führten zur Rekonstruktion; erneute Grabungen seit 1975. 1979 wurden an den Sockelwänden des Adyton eingeritzte Bauzeichnungen für den Tempel (um 250 v. Chr.), 1984 auch ein Artemisheiligtum entdeckt.
 
 
D., hg. v. T. Wiegand, Tl. 1: Die Baubeschreibung, 3 Bde., Tl. 2: Die Inschriften (1941-58);
 K. Tuchelt: Die archaischen Skulpturen von D. (1970);
 K. Tuchelt: Vorarbeiten zu einer Topographie von D. (1973);
 W. Günther: Das Orakel von D. in hellenist. Zeit. Eine Interpretation von Steinurkunden (1971);
 
Führer durch die Ruinen von Milet-D.-Priene, hg. v. J. Kleine (1980);
 L. Haselberger: Antike Planzeichnungen am Apollontempel von D., in: Spektrum der Wiss., Jg. 1985, H. 4.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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